Ein FROHES NEUES JAHR an alle Leser und Foto-Tutorial-Videogucker da draußen! Neues Jahr, neue Inhalte! Mit diesem Mega-Beitrag wollen wir auch gleich mal eine Hausmarke setzen und wenn euch der Inhalt gefällt, dann belohnt uns doch mit einem Like oder einem Teilen. Vielleicht interessiert es ja auch den einen oder anderen eurer Freunde und Bekannten.
Dieser Beitrag ist sicherlich lang erwartet und wird in den nachfolgenden Minuten hastig verschlugen werden. Wir hatten aber einen guten Grund uns derart viel Zeit zu lassen. Qualität. Wir wollten kein übereiltes Urteil fällen und mit dem Gerät ausgiebig arbeiten. Erst dann können wir uns ein wirkliches Urteil erlauben.
Zwischenzeitlich haben wir einige tausend Auslösungen hinter uns und haben viele Dinge mit dem Gerät ausprobiert. Ein paar Sachen fehlen noch auf der Checkliste aber die dürften sich dann erst in den nächsten Monaten beantworten.
Es geht um den Jinbei JD II 600 im Komplett-Set (der tatsächlich 600Ws abblitzen soll) mit Tasche, Auslöser, Halterung und Normalreflektor für aktuell ca, 600 € bei Foto-Morgen. Der HD II 600 steht in direkter Konkurrenz zum FL II 500. Über den FL II 500, einen Generator mit 400Ws und externem Blitzkopf, haben wir schon so viel geschrieben! (TECHNIK: JINBEI FLII-500 VS. RANGER QUADRA 10.1.2013 // Mit dem Ringblitz “DEZENT” aufhellen! 26.7.2014 // KAUFBERATUNG MOBILES BLITZEN 15.5.2014). Bisher gab es keinen günstigeren Outdoor-Blitz als den FL II 500. Mit diesem Gerät haben wir in Zingst eine eigene Videostrecke zum Thema MOBILES BLITZEN angefertigt (VIDEOTRAINING MOBILES BLITZEN ZINGST 2013).
Im Internet gilt der Jinbei HD II 600 schon als Priolite-Killer. Priolite hatte mit dem MB500 2012 das erste Blitz-Akku-In-Einem-Gerät auf den Markt gebracht. Der Priolite MB500, sein Nachfolger MBX500 und das Gerät mit HOT-SYNC Funktion kostet allesamt weit über 1000 € bis hin zu knapp 2000 € für ein Gerät. Ganz abgesehen von Lichtformern und Zubehör.
Im Grunde genommen ist das wahr und unwahr zugleich. Denn einerseits ist der Hinbei HD II 600 mit knapp um die 600 € unschlagbar günstig im Vergleich zum Priolite, zum Anderen aber ist Jinbei eben kein deutsches Werksunternehmen mit Sitz in Würzburg. Was immer “deutsches Markenprodukt” heute noch bedeutet und ob man das auf einem Foto dann nachträglich überhaupt erkennt, Priolite ist eben eine Würzburger Blitzschmiede. Allerdings vereint der HD II 600 mehrere Funktionen in einem Gerät, die sonst mehrere Geräte benötigen oder teure Zusatzausrüstung. Da kommt Priolite nicht mit glänzt auf der anderen Seite aber eben auch mit deutlich verlässlicheren Funktionen bzw. höherer Genauigkeit. Dazu aber noch unten mehr!
Wir haben für den Einstieg erstmal ein Video gedreht und das Video möglichst mit vielen Praxis-Teilen geschmückt. Blitze kann man eben nicht nur übers Anfassen testen sondern nur übers Fotografieren wirklich auf Herz und Nieren prüfen. Und genau das haben wir gemacht!
Hier nochmals die Fotos welche mit dem Jinbei HD II 600 entstanden sind.
Besonders interessant dürfte der Jinbei HD II 600 für Hochzeitsfotografen sein. Die brauchen schnelle, stresslose Ausrüstung für kurze Zeit. Offenblende ist bei Hochzeiten immer geil und da ist der Jinbei mit der SMDV Box echt ideal! Guckt ihr unten! Und ja, Fitness-Studio spart man sich dann auch noch!
Und hier das Foto!
Viele Fragen sollte das Video beantwortet haben. Wir wollen trotzdem noch auf einige offene Punkte gemeinsam eingehen und können uns die Ruhe nehmen, die Einzelheiten des Geräts zu beschreiben.
Offen bleiben folgende Fragen:
- Langzeithaltbarkeit über Monate bzw. Jahre. Der Preis und die Firma Jinbei lassen vermuten, dass das Gerät nicht für den Einsatz über 10 Jahre hinweg gedacht ist. Wie lange ein Gerät hält, zeigt sich dann aber wirklich auch erst in der Praxis.
- Extremeinsätze! Wir haben zwar schon den einen oder anderen Workshop als Belastungstest nutzen können, aber 35° im Schatten und dann den Tag lang blitzen, das konnten wir dann doch nicht ausprobieren. Erst dann zeigt sich die wahre Verarbeitungsqualität des Produktes.
Kommen wir aber zu den Dingen die wir aktuell beantworten können: Zu den Vorteilen und Nachteilen in Bildform. Nachfolgend gibt es jeweils ein Foto und dazu die Beschreibung des Vor- oder Nachteils.
VORTEIL – KOMPAKTHEIT
Unglaublich wichtig ist die Kompaktheit und Unbeschwertheit des Geräts. So wie es auf dem Bild oben zu sehen ist, erkennt man sofort, dass das Fehlen von Kabel und Zubehör-Gedöns eines der Hauptargumente überhaupt ist. Bei uns wird der HD II 600 gerne für schnelle Shots im Studio genutzt. Blitz anmachen, Auslöser auf Kamera und los gehts. Unglaublich wie einfach es sein kann…
VORTEIL – SUPER SYNC
Das ist der ultimative Kicker für jeden Outdoor-Blitzer. Blitzen mit 1/8000 und dabei die Unschärfe einer f1.4 bei grellen Sonnenlicht voll ausnutzen können. Das geht bislang nur mit Zentralverschlusskameras, mit TTL-Highspeed-Syncen und natürlich auch mit dem von uns bereits erklärten SUPER-SYNCEN.
- TECHNICAL-23/1: YONGNUO YN622 TTL FUNKTRANSCIEVER
- TECHNICAL-23/2: YONGNUO YN622 TTL // PRAXISBEISPIEL
- TECHNICAL-23/3: YONGNUO YN622 TTL // SUPERSYNC // TEIL 1
Um das nochmals kurz zusammen zu fassen. Für das Super-Syncen braucht man einen so langsamen Blitz, dass er wie eine Art Dauerlicht funktioniert. Das Abbrennen des Blitzes selbst muss ausreichen für die Dauer die der Schlitz unseres Schlitzverschlusses über den Sensor wandert. Das geht normalerweise nur mit extrem alten oder billigen Blitzen bei deren Bau an Blitzröhre, Kondensatoren oder sonstigen Bauteilen gespart wurde. Problem dabei ist, dass die Blitze dann immer langsam Blitzen und das die “nicht-Super-Sync-Ergebnisse” unschärfer werden können als von einem Blitzgerät zu erwarten.
Der Jinbei HD II 600 topt alles! Er kann sich selbst in eine Art SLOW-MO-BLITZ verwandeln. Die Zündung des Blitzes erfolgt dann irgendwie anders und der Blitz brennt langsam genug für Super-Syncen ab!!! Wow!!! FETT… HABEN BRAUCH, WILL MUSS!
VORTEIL / NACHTEIL – FUNKSYSTEM
Der Jinbei HD II 600 hat ein Funksystem verbaut und kann von dem beiliegenden Funkauslöser sogar in der Leistung reguliert werden. Zugegeben, angeben kann man mit dem kleinen Plastikteil nicht. Dafür sieht das Teil einfach zu schrottig aus. Aber egal, es funktioniert, ist klein und kostet nix extra. Da will man sich nicht beschweren. Warum oben Vorteil und Nachteil vereint sind hat den Grund, dass der Auslöser die Super Sync Funktion des Blitzes nicht unterstützt. Das heißt, dass man nur bis zu einer ca. 1/160s die Kamera belichten lassen kann. Ein Teil der Fähigkeiten fällt damit weg und sind nicht zu nutzen. Das ist mehr als nur “schade”.
NACHTEIL – WECHSELHALTER
Ein wirklicher Griff ins Klo war die Anbindung des Wechselgriffs an den Blitz. Der Blitzkopf besitzt eine Ausparung um daran einen Neiger oder einen Handgriff zu befestigen. Und wir mussten leider schnell feststellen, dass die Schraube sich viel zu schnell lockert und den Blitz gefährlich nahe an einen Absturz bringt. Gerade bei großen Lichtformern.
Die Lösung für dieses Wackelproblem gibt es im Video. Zutaten? Einen Sechskantschlüssel und vorher etwas rohe Gewalt gegen ein Stück Plastik :-).
BLÖDSINN – HANDGRIFF
Genauso Blödsinn ist der Handgriff. Das Gerät ist viel zu schwer um es in einem Fotoshootings wirklich länger als 2-3 Minuten halten zu können. Selbst ein starker Assistent schwächelt da schnell und dann braucht man wieder ein Stativ.
Viel sinnvoller wäre da ein Handstativ oder ein BoomStick gewesen aber den muss man ja an den Schirmneiger anbringen.
VORTEIL – WECHSELAKKU
Der Akku selbst ist schon extrem stark. Wir haben ihn nie wirklich klein bekommen und das sagt schon was. Beim SuperSyncen braucht man kaum Leistung, weil die Blende ja so weit offen ist und beim mobilen Blitzen haben wir maximal den Akku auf 1/3 leer machen können.
Das Wechsel-System mit dem Einschub ist aber definitiv ein Pluspunkt. Wir haben aktuell keinen Ersatzakku im Netz finden können, schätzen aber, dass der so bei um die 100 € liegen wird. Sicherung hat der Akku auch, das heißt für evtl. Flüge und Reisen kann der Akku “entschärft” werden. Das sind so kleine aber feine Details über die man als Fotograf in seinem Leben dann doch mal stolpern kann :-)…
VORTEIL – LADEN VON AUßEN
Der Akku lässt sich von außen aufladen. Also sogar wenn er im Gerät selbst steckt. Die Steckvorrichtung ist solide und sicher verbaut. Damit kann der Blitz sogar geladen und benutzt werden. Auch wenn das nicht wirklich so zu empfehlen ist, aber notfalls geht das auch. Bei anderen Herstellern müssen die Akkus aus dem Gerät entfernt werden um geladen zu werden. Das ist nicht gerade die beste Lösung.
Schön wäre noch eine Akku-Anzeige gewesen aber dafür muss man dann wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen und zum B1 oder MBX gehen!
NACHTEIL – BEDIENUNG
Ich frage mich immer, warum man einem Gerät nicht ein paar große dicke Knöpfe mehr spendiert. Immer alles kleiner und weniger und bei der Bedienung geht das einfach auf das Thema NUTZBARKEIT. Jinbei hat mit dem HD II 600 ein neues Fass der Kompliziertheit aufgemacht. Über das Drücken von TASTENKOMBINATIONEN gelangt man in die verschiedenen Menüs. Das ist so umständlich, dass man sich entweder die Finger bricht oder das Gerät direkt vom Stativ wirft :-)… Das war nix! Man lernt damit umzugehen und man muss ja auch nicht sekündlich am Blitz rumbasteln aber die Ärgerei bleibt bestehen. Immer wieder muss man seine Hände verbiegen!
VORTEIL – REGULIERBARKEIT SUPER SYNC
Ein absolutes Highlight… Die Blitze können im Super-Sync-Modus reguliert werden. Das bedeutet, dass man nicht mehr (wie beim FL II 500) an eine bestimmte Leistung gefesselt ist, sondern dass man noch Variationen in der Belichtung einstellen kann.
Im Super-Sync Modus geht die Leistung allerdings nur bis 1/16 und nicht mehr wie sonst auf 1/128 runter. Man bekommt also “nur” 5 Blenden Regelbereich.
VORTEIL – REGELBARKEIT
Die Regelbarkeit des Blitzes ist enorm. Ähnlich einem Aufsteckblitz geht der Jinbei HD II 600 über 8 Blenden bzw. 7 Blendenschritte von 1/1 bis 1/128. Das ist wahnsinnig gut. Es ermöglicht Bilder die mit starken Blitzen zu hell werden würden und vergrößert das Einsatzgebiet enorm.
Wir fotografieren oft bei Dämmerung, bei Nacht oder Indoor und dabei braucht es oft nur geringe Leistungswerte. Die Abstufungen in 1/3 Schritte hätte Jinbei auch weg lassen können. Das juckt uns nicht mehr!
VORTEIL / NACHTEIL – EINSTELLLICHT
Es ist schon ein Einstelllicht zu haben aber wenn es denn bloß ein Einstell-LICHT wäre. Es ist eher eine Einstell-Funzel. Zugegeben, da gibt es auch auf dem restlichen Markt noch keine vernünftige Lösung. Akku-Systeme schwächeln eben im Dauerlichtbereich. Dauerlicht zieht unnötig und zu viel Leistung. Eine LED ist da schon der beste Weg aber trotzdem! Hell ist anders!
Beim Jinbei HD II 600 reicht die LED gerade noch so um bei Nacht einen Fokus zu treffen aber dann darf auch keine große Softbox vor dem Blitz sein. Das Einstellt-Licht ist meine Meinung nach ein Feature was keiner braucht aber jeder Hersteller denkt, dass er es auf die Haben-Liste schreiben muss.
VORTEIL – VERPACKUNG
Das Set kommt in einer schnieken Koffer-Verpackung. Da geht alles rein. Auslöser, Reflektor, Blitz und ein bisschen Platz ist auch noch über. So lob ich das mir. Bei anderen Firmen bekommt man lieblos den Blitz im Karton und steht nach dem Auspacken dann mit dem nackten Gerät blöd da. Wenigstens ist der Jinbei fein verpackt und sauber zu lagern.
Vergleich der möglichen Geräte auf dem Markt:
- Jinbei HD II 600
- Extrem günstig
- solide verbaut
- Mega viele Funktionen
- Priolite MBX500 und MBX500 HOT SYNC
- Nicht gerade günstig!
- Dt. Markenprodukt
- Phorex TravelLight 400
- Nicht mega teuer
- Kein SuperSync, kein Wechselakku
- Schnelles Blitzabbrennen
- Profoto B1
- STATE OF THE ART
- ETTL muss für uns nicht sein!
- FP-Sync (TTL)
Fazit: Unsere Empfehlung geht aktuell entweder direkt zum Jinbei HD II 600 oder zum Profoto B1 Gerät. Entweder richtig oder günstig. Die anderen Lösungen sind unserer Ansicht nach “Mittellösungen” und weder Fisch noch Fleisch. Der Jinbei HD II 600 ist wirklich eine Überraschung! Deutlich wertiger als der FL II 500 besitzt das Gerät mit dem SuperSync Modus und dem eingebauten Funkauslöser Fähigkeiten weit überhalb der gewöhnlichen Erwartungshaltung.
Es gibt auch definitive Macken die wir nicht unerwähnt lassen wollen. Der Jinbei blitzt z.B. auch ab, wenn noch nicht ganz aufgeladen. Das sorgt gerade bei hektischen Fotografen für wechselnde Belichtungen. Das ist unschön, man kann seine Fotografie aber auch daran anpassen. Zudem ist die Farbtemperatur nicht ganz so ideal wie man sich das vorstellen mag. Über den extremen Regelungsbereich schwankt die Farbtemperatur beachtlich. Ich schätze so 500-800 K. Das klingt viel, in der Praxis, gerade auch Outdoor ist es aber auf Fotos kaum sichtbar. Vor allem weil die Farbtemperatur in den hohen Leistungsbereichen völlig in Ordnung ist und nur nach unten hin sich verändert.
Für uns gilt für Mobile Blitze allerdings wie eh und je Folgendes: Wer hauptsächlich im Studio oder in Reichweite einer Steckdose arbeitet, für den ist ein normaler Studioblitz günstiger und besser im Ergebnis. Wer hauptsächlich unterwegs ist und dabei nicht gerade große Stative und eine helfende Hand dabei hat, der nutzt besser einen großen Blitzgenerator (1200Ws). Geräte mit eingebautem Akku haben die bekannten Probleme wie eh und je (siehe auch Kaufberatung). Wenn es aber eine möglichst “universelle Universal-Lösung” 🙂 sein soll und dazu der Preis noch eine wichtige Rolle spielt, dann ist der Jinbei HD II 600 eine klare Empfehlung. Wir freuen uns auf die kommenden Tage mit Sonnenlicht und werden die SuperSync-Funktion bis an die Grenzen des Möglichen ausreizen.
Schon wieder zeigt ein China-Hersteller, dass es gefährlich sein kann teuer zu kaufen. Warum? Weil wer einmal teuer kauft, der will die nächsten Monate oder wohl eher Jahre nix mehr kaufen müssen. Der Fortschritt kommt aber nicht in bereits gekaufte Geräte sondern nur in neue Geräte und das Thema Super-Sync mit Verschlusszeiten bis zu 1/8000 können kaum Geräte auf dem Markt bedienen. Nicht immer braucht man die Freistellung aber die Limitierung an die X-Sync-Zeit und an ein Meer an Graufiltern nervt einen doch extrem!
Ich bin gespannt wie sich der Jinbei im Einsatz im Winter hält und der anschließende Sommer wird das letzte aus dem Gerät heraus holen. Danach wissen wir mehr… blöde doch, wenn dann schon das nächste technische Highlight auf den Markt kommt… Für ca. 600 € ist das Set aber weit weg von teuer und wenn ich überlege wie viel ich für meine erste Ladung Einchrom Ranger hingeblättert habe… Themawechsel!!!
Euch eine frohe Restwoche!!!
Lieben Gruß
Martin
PS: Wer versteht übrigens die Logik hinter Jinbei’s Namensgebung??? HD 600 ist aber in Wirklichkeit der HD II 600, steht aber nicht drauf! Blitzen tut er mit 600Ws aber der FL II 500 blitzt nur mit 400Ws…