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DER KLASSISCHE GEGENLICHT SCHUSS

Nachdem wir letzte Woche auf Tour in Griechenland waren und diese Woche schon wieder an der Nordsee residieren, haben wir die Tutorials im Blog leider etwas schleifen lassen. Das darf nicht so weiter gehen und daher starten wir mit neuer Energie und neuen Fotos durch. Der Foto-Sommer naht und welches Thema wäre da passender als ein kleines Making-Of Tutorial über die Fotografie mit bzw. gegen die Sonne.

Es gibt einfach einen “klassischen Sommershot” und diesen Sommershot lieben alle Mädels und alle Models. Ja, das klingt zwar sehr pauschal aber der Style ist eben ein Mädchenstyle und daher auch so beliebt bei selbigem Geschlecht. Und die Fotos sind dabei sogar sehr einfach zu machen. Denn man braucht gar nicht so viel.

Schauen wir uns doch einfach mal die fertigen Bilder an, sodass wir genau wissen über was wir sprechen. Übrigens wurden die Bilder mit zwei Kameras aufgenommen. Einmal war eine kleine mft-Kamera mit Crop Faktor 2.0 im Einsatz und dagegen stand die aktuell beste MF-Kamera auf dem Markt mit einem Sensor fast doppelt so groß wie beim Kleinbild.

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 Für derlei Aufnahmen braucht man verschiedene Grundelemente. Machen wir an dieser Stelle eine kurze Checkliste.

– Eine tief stehende Sonne am Besten unter 30°
– Ein möglichst offenblendiges Objektiv
– Ein entsprechendes Model im ENTSPRECHENDEN SOMMERLOOK
– Evtl. einen kleinen Reflektor zum Ausgleich der Dynamiken
– Evtl. etwas Photoshop was die Kamera zu gut ist! 🙂 Dazu aber gleich mehr!

Fotografiert haben wir die Fotos auf einem kölner Häuserdach. Da wir die Fotos vor einigen Wochen aufgenommen haben, hatten wir aufgrund der tief stehenden Frühlingssonne relativ viel Zeit. Auch daher konnten wir zwei Kameras fotografieren und hatten fast identisches Licht bei beiden Kameras.

Was wir für das Foto brauchen ist relativ simpel. Die Fotos brauchen einen “sonnigen Flair” und dafür muss die Sonne direkt im Bild verbaut werden. Die Sonne muss das Motiv milchig färben aber darf gleichzeitig das Model nicht überdecken. Und genau da liegt die Problematik und die Kunst derlei Aufnahmen.
Es ist eben mehr als einfach nur in die Sonne halten sondern das Können liegt in der richtigen Ausbalancierung der Dynamiken. Dynamiken sind die Unterschiede zwischen den hellsten und den dunkelsten Stellen im Bild. Wenn die Sonne eben zu hell und krass ist, dann wird das gesamte Motiv überrennen. Ist die Sonne verdeckt von Wolken oder Dunst, dann entstehen nicht genügend “milchiges Flaring”.

Fangen wir aber wirklich am Anfang an. Ausgangspunkt ist die richtige Stellung der Kamera. Auf dem unteren Foto kann man erkennen, dass die Kamera in einer Achse mit dem Model steht. Achtet dabei auf den Boden und den Schatten des Models. Der geht genau in Richtung der Kamera.

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Jetzt war in unserem Falle die Sonne so hell, dass wir zu starkes Überbrennen hatten und das Model war im Schatten auch deutlich zu langweilig ausgeleuchtet. Es fehlten Tiefe und Kontraste auf dem Motiv. Und genau dafür haben wir den Reflektor dazu genommen. Der Reflektor sorgt für etwas mehr Licht auf dem Schattenbereich des Models und verringert damit die Hell-Dunkel-Kontraste. Der Himmel bekommt leichte Zeichnung (wenn man bei Gegenlicht davon überhaupt sprechen kann) und das Model selbst erhält schöne Formen und dezente Schatten auf dem Körper.

Um die Aufhellung möglichst dezent zu halten und nicht noch eine neue Charakteristik ins Bild zu bringen, haben wir den Reflektor quasi auf die Kamera gesetzt. Je näher der Reflektor an der Kameras ist umso weniger sichtbare Schatten bekommt man auf dem Bild. Und damit bekommen wir die ideale, versteckte Aufhellung von vorne.

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Teilweise bin ich aber dann doch auch etwas seitlich gerutscht. Aus dem einfachen Grund, dass der Reflektor von Natalia halb am Dach fest gehalten wurde und ich nicht wollte, dass die Dame den Reflektor ständig in der freien Luft halten muss.  Trotzdem war die Entfernung von Kamera zu Reflektor nie mehr als einige wenige cm.

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Auf dem unteren Bild erkennt man auch die Stärke der Aufhellung auf dem Oberkörper im direkten mit den dunkleren Beinen. Nein, das ist keine Bräunung. 🙂 Und damit wäre das Foto auch schon fertig im Kasten. Wie schon oben angesprochen liegen die Schwierigkeiten von guten Gegenlichtaufnahmen nicht im Abdrücken sondern in der perfekten Balance. Man kann nicht großartig mit Blitz ran gehen, das würde man erkennen und die Bilder unnatürlicher wirken lassen. Das Bild muss auch im gewählten Outfit stimmig sein und man kann nicht jedes Model mit jedem Outfit in ein derartiges Licht stellen. Wir haben für das Foto Turnschuhe anziehen lassen und gerade das sind die Kleinigkeiten, die dann so ein Bild besonders rund machen.
Als Fotograf muss man höllisch auf die Dynamik achten und ist auch in vielerlei Hinsicht abhängig von der jeweils verwendeten Ausrüstung.

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Bei uns war z.B. das größte Problem, dass wir zu gute Ausrüstung genutzt haben. Die MF-Kamera mit dem grandiosen 80mm Objektiv ist einfach zu gut selbst im direkten und krassesten Gegenlicht. Flares und milchiges Foto Fehlanzeige. Und genau daher haben wir auch nachhelfen müssen. Unsere Lichtspiele auf den Fotos stammen zu 70% aus Photoshop. Aus unserem LIGHT LEAKS & FLARES DOWNLOAD PAKET. Das ist übrigens kostenlos und kann von jedem herunter geladen werden. Damit haben wir das milchige und das leicht farbverschobene ganz gezielt über die Bilder gelegt.

Jetzt fragt sich hoffentlich jeder normal denke Mensch an dieser Stelle, warum zu Henker man sich eine tolle und teure Kamera kaufen sollte um dann das Bild nachträglich kaputt zu machen. Das würde doch ein 50mm 1.8 für 100 € in jedem Bild automatisch drin haben. Warum also Geld aufgeben und dann nachträglich alles wieder kaputt machen?

Die Lösung ist relativ simpel und liegt mal wieder im Detail und natürlich auch in den persönlichen Ansprüchen. Man könnte ohne Frage ein günstiges Objektiv verwenden. Die Sichtweise sollte aber eine Andere sein. Denn ein Objektiv welches optische Fehler entwickelt, wird auch in den Kontraste, Farben und in der Schärfe leiden.

Die Flares sind keine Objektivfehler sondern sind ein kreatives Elemente für einen entsprechenden Bildlook. Und das Grundbild ist ein wichtiges Element in einem perfekten Foto. Fotografiere ich die Flares direkt in das Foto, dann habe ich kaum Kontrolle über die wirkliche Lage der Flares. Ich habe ein vermindert scharfes und kontrastreiches Bild und bin dem Ganzen hilflos ausgeliefert.

Nachträglich die Flares zu überlagern ist eben die perfekte Lösung. Ich kann mit optimaler Qualität fotografieren und nachträglich bestimmen wo und wie und was mit dem Milchigen und oder dem Flare überdeckt werden soll. Z.B. maskieren wir den Flare nur ganz minimal über das Gesicht und den Körper während der Hintergrund und die Umgebung die stärkeren Flares abbekommen.

Zusätzlich verwenden wir oft mehrere Flares aus dem Download-Paket um dem Bild den entsprechenden Look aus Milchigkeit und Strahlen zu geben. Fotografiert man nämlich mit einem bestimmten Objektiv, dann wird dieses Objektiv entweder eher zum Milchigen tendieren oder eher zu den Strahlen und Flare-Punkten. Beides perfekt in einem Objektiv ist fast nicht zu finden. Aber ein leichtes Schmunzeln über diese Arbeitsweise können auch wir uns nicht verkneifen :-).

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Fotografiert haben wir übrigens mit f4 bei 1/500 und ISO100.

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Als zweite Kamera kam eine OM-D dazu mit dem 42,5mm fotografiert tatsächlich mit einer gewählten Blende von 1.2.  Um die deutlich höhere Brennweite auszugleichen haben wir das Model kompakter auf den Boden gesetzt. Vor dunklem Hintergrund funktionieren die Flares besonders gut aber natürlich gilt auch hier die Beachtung der Lichtwürfe im Bild. Wenn die Sonne von schräg oben rechts kommt, dann sollten auch die Flares in die gleiche Richtung gesetzt werden.

Als Gegenstück zur MF-Kamera haben wir ein entsprechendes Objektiv gezielt heraus gesucht. Das Leica 42,5mm ist kein günstiges Objektiv. Dafür aber auch kein schlechtes Glas! Es ist aktuell mitunter das schärfste Glas in unserer Ausrüstung und in Punkto Farbe, Kontrast und Darstellungsleistung absolut Spitzenklasse.

Trotzdem verliert es den Vergleich gegen im Detail gegen das Schneider-Kreuznach-MF-Objektiv. Aber hey, die Frage ist doch nicht, was die 100% Ansicht sagt, sondern was das Foto sagt. Und vor allem wie das Foto gemacht wurde und für welchen Einsatz.

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So, jetzt ist es an euch… macht das doch auch. Sonne gibt es gerade ja genug und der richtige Sommer kommt bestimmt. Ihr wisst jetzt, worauf ihr achten müsst und ihr wisst auch, wie man derartige Fotos zusammen setzt. Wichtig dabei ist aber auch die Erkenntnis, dass die teurere Kamera nicht komplett andere Fotos macht. Nur weil einige tausend Euro mehr gezahlt werden müssen, ist trotzdem noch der Fotograf verantwortlich für das Foto.

Ein Foto der beiden Fotos oben ist mit der OM-D fotografiert, zwei mit der Mittelformatkamera. Abseits von gut oder schlecht kommt in jedes Foto natürlich noch der Aspekt des GEFALLENS hinein und der ist abhängig auch sehr stark von Pose und von der Mimik des Models. Das Foto aus der mFt-Kamera kann trotzdem besser gefallen als die beiden anderen Fotos… 🙂 Oder?

Lieben Gruß

Martin & Mart

12 Kommentare

Dein Kommentar
  1. Sehr geniale Bilder. Abgesehen von den beiden Kameras, eine einfache Möglichkeit tolle Bilder zu zaubern. Qualitativ kann man kein Unterschied zwischen MF und Mft ausmachen. Ich würde schätzen, das das mittlere mit der OMD gemacht wurde. 🙂 meist liege ich damit aber weit daneben. Fast egal mit welcher Kamera kann man klasse Bilder machen… So wie martin schon sagte: “der Fotograf macht das Bild” und ich ergänze: die “Idee auch”…

  2. Sehr genial und wieder mal in der Durchfuehrung total einfach und alltags- wie auch locationtauglich. Einen Reflektor und die Kamera kann man so gut wie ueberall hintragen und die Ergebnisse ueberzeugen. Toll find ich eure Meinung, der perfekte Look kommt erst durch PS! Das ist ne mutige Aussage (ich hoer die ewig Gestrigen schon Ihr Mantra herunterbeten…), ich unterstuetze euch darin! Das Fotografieren heute hat sich eben doch gewandelt und durch die Arbeit mit PS, sei es zum Erweitern der beschraenkten Moeglichkeiten der Kamera oder zum Erzeugen malerischer Lloks, entsteht eine eigene Kunstform, die es genauso zu würdigen gilt wie auch Alles andere. Wichtig is, dass das Ergebnis gefällt. :)) Macht weiter so!

  3. Hallo,
    noch eine Frage zum Sonnenstand. Die Sonne steht aber noch so hoch, dass sie nicht im Bild wäre wenn man das Foto ohne Model machen würde oder? Sie wird also nicht hinter dem Model versteckt. Richtig?

    Hilft der Reflektor auch gegen ein Ausbrennen der Haare?
    Vielen Dank
    Grüße
    Christian

  4. Also ich bin mal ehrlich: Mir gefallen die Fotos nicht. Für meinen Geschmack sind sie irgendwie zu farblos, wirken leicht ‘muffig’. Ein Sommergefühl stellt sich nicht ein, trotz Sneakern. Reine Geschmackssache, ich weiß.

  5. Sehr schöner Post. Besonders der Verzicht auf künstliches Licht gefällt mir hier sehr gut. Da wirkt das Ganze noch natürlicher und einfach ehrlicher 🙂 Weiter so!

  6. Eigentlich ein alter Trick.. Doch sehr empfehlenswert.. Man liest so viel und probiert aus, dass man häufig das Einfachste und Naheliegendsde vergisst..

    Dank eurem Blogeintrag wurde ich wieder an diese Technik erinnert und ich hab gleich losgelegt…! Besten Dank

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