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LUMIX CM1 SMARTPHONE UND KAMERA – ZUKUNFT DER FOTOGRAFIE?

Ich blicke gerne über den Tellerrand. Diese Blicke öffnen neue Horizonte und führen dazu, dass man nicht rostet. Ich würde mich jetzt weder als den größten Landschaftsfotografen noch als den besten Handyfotografen titulieren. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich im Web sehe, was so mancher Fotograf mit seinem iPhone fotografiert.

Natürlich würde ich auch gerne in die Glaskugel schauen können, um zu sagen, wie sich die Fotografie in 10 Jahren verändert haben wird. Kann ich aber nicht. Alles was ich kann ist, dass ich offen und unvoreingenommen neuen Dingen in der Fotografie gegenüber trete und Erfindungen eine ehrliche Chance gebe. Gerade in der Verbindung von Smartphones mit Kameras sehe ich ein enormes Potenzial. Fotografie kann noch mehr in den alltäglichen Lebensraum vordringen und das ist gut. Gut für alle Fotografen.

Allerdings müssen wir auch einen Sprung schaffen, und zwar weg vom Niedrig-Qualitäts-Niveau, hin zu HighEnd im Handy. Was bringt uns eine Kamera die wir immer dabei haben aber nur Pixelmatsche produziert. Und was bringt uns ein riesiger Vollformat-Sensor wenn die Kamera samt großem Objektiv nur zuhause liegt wenn man diese dann mal braucht. Beide Extreme sind nicht ideal. Ein Mittelweg muss her… so etwas wie das Lumix CM1? Ich habe mir das Handy genauer angeschaut und habe damit aktiv fotografiert. Und zwar auf unserem Island-Trip. Und genau daher möchte ich auch heute über dieses besondere Smartphone-Kamera-Zwidder-Teil berichten. Sicherlich werden wir derlei Dinge wie das Panasonic-Handy auch bald von anderen Herstellern sehen. Ich würde mir es jedenfalls wünschen.

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Was genau ist das Besondere am CM1? Kurz gesagt, es ist ein Android-Handy mit einem 20 Megapixel 1 Zoll Sensor und der Fähigkeit Rohdaten wie eine große Lumix aufzunehmen. Es wurde eine sehr gute Festbrennweite im Handy verbaut und damit hat man seine richtige Fotokamera wirklich immer mit dabei.

Panasonic hat es nämlich geschafft in ein leicht tieferes Gehäuse wirklich ein vollwertig nutzbares Handy und eine besondere Kamera zu verbauen. Man hat an viele Punkte gedacht. So kann z.B. die Kamera der einen kleinen Schalter am oberen Gehäuserand jederzeit aktiviert werden. Egal ob das Handy gerade gesperrt oder entriegelt ist.

Durch die starken Bildprozessoren des Kamerateils ist das Handy auch erstaunlich schnell geworden. Das Handy kann 4K in 15fps aufnehmen und verarbeiten und die Bedienung des Handys erfolgt gleich schnell und problemlos.

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Bevor ich aber jetzt noch mehr über das Handy und dessen Kamera schreibe, möchte ich aber erst einmal ein paar Fotos zeigen. Da wo diese Fotos herkommen, gibt es noch viel mehr Fotos, die mit dem Handy aufgenommen wurden. Ich fand diese Bilder aber schon sehr aussagekräftig.

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Auf den Fotos erkennt man schon, dass die Kamera anders ist. Der ein Zoll große Sensor erzeugt sichtbare Unschärfe-Effekte. Die Dynamik ist wahnsinnig. Nicht wie bei einem gewöhnlichen Handy. Diese Kamera ist sogar besser als die meisten Point-Shoot-Geräte. Und mit denen kann man nicht telefonieren, whatsappen und im Netz surfen.

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Das CM1 ist schick. es sieht aus wie eine Kamera und bedient sich auch so. Die Einstellungen der Kamera lassen sich alle am Objektivring verstellen. Man wählt im Menü die Art der Einstellung und kann dann den jeweiligen Wert am Objektiv durch Drehung verändern. Egal ob Blende, ISO, Belichtungskorrektur oder Weißabgleich. Die Kamera bedient sich dadurch sehr händisch und das gefällt mir sehr. Es gibt oben am Gehäuse den Foto-Schalter und auch einen Auslöser. Die restlichen Knöpfe verstellen das Handy und eher weniger die Kamera.

Das CM1 hat eine offenste Blende von 2.8 bei einer festen Brennweite von 28mm (umgerechnet auf Kleinbild). Dadurch auch die deutlich sichtbare Freistellung.

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Die Bedienung ist relativ simpel gehalten. Finde ich schön. Alle Einstellungen sind sehr einfach über großzügige Menüs auf dem Display zu wählen. Dabei erinnert alles an eine “richtige” Kamera. So auch der Drehknopf für den Haupt-Foto-Modus.

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Panasonic hat mit dem CM1 einen Spagat geschafft. Weder wurde eine Kamera zu einem Handy degradiert, noch ein Handy zu einer Kamera umfunktioniert. Beide Welten sind gleich stark in einem Gerät enthalten. Surft man mit dem Android Telefon durch die Weiten des Internets, telefoniert oder nutzt Apps, dann merkt man die Kamera nur noch an der 2mm Verdickung des Objektiv an der Vorderseite.

Schaltet man wiederum in den Foto-Modus, dann verschwindet das Handy gänzlich in den Hintergrund. Es gibt manuellen Fokus mit Peaking oder 100% Lupe, es gibt Bedienelemente aus den großen Lumix Kameras und sämtliche verfügbaren Hilfen sind auch vorhanden. Histogramm oder GPS. Man hat eben WIRKLICH die volle Kontrolle über die Kamera und muss nicht eine zusätzliche App runter laden um halbwegs manuelle Einstellungen vornehmen zu können.

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Der überhaupt größte Vorteil an der gesamten Kamera in in diesem Handy ist aber die natürliche RAW-Aufnahme ohne Umwege. Der Sensor gibt seine Daten ohne DNG Umweg auf die Speicherkarte. Das hauseigene RW2 Format von Panasonic kann zusammen mit einer JPG Datei gespeichert werden und bietet damit über Lightroom oder Photoshop vollen Zugriff auf die Mächte der RAW-Entwicklung.

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Um zu sehen wie mächtig die Rohdaten aus dem 1 Zoll-Chip sind, habe ich hier mal ein paar VORHER-NACHHER Vergleiche angefügt. Guckt euch doch mal selbst an, was aus dem Sensor noch raus zu holen ist. Und vergesst dabei niemals, dass es sich nicht um eine Canon, Nikon oder Sony Fotokamera sondern um ein Smartphone handelt. Ein RAW-Smartphone für echte Fotografen… 🙂 hrrrr hrrrr hrrrr…

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Immer im Hinterkopf behalten! Es geht nicht nur um “Zeichnung in Lichter und Tiefen” sondern um die Qualität trotz einer Aufhellung um 2-3 Blenden. Jeder heutige Chip hat irgendwo noch Zeichnungsreserven. Die Qualität eines Chips und einer Kamera macht sich dabei aber an der fertigen Qualität in Punkto Farbe und Kontraste NACH Aufhellung oder Abdunklung fest. Und bei der CM1 war ich selbst absolut geplättet. Jedenfalls bei der RAW-Entwicklung vergisst man in Photoshop völlig, dass die Daten aus einem Handy kommen.

Aber auch die RAW-Funktion ist nicht immer sinnvoll oder notwendig. Ich habe einige hundert Aufnahmen mit dem CM1 gemacht und nur immer bei Bedarf die RAW-Funktion aktiviert. Ansonsten nutzte ich die interne JPG-Bearbeitung und spielte mit Kontrasten, Sättigung und Schärfung um bereits ein möglichst fertiges JPG zu erhalten. Das ist übrigens auch eine tolle Funktion der Kamera. Man kann seinen Bildstil festlegen und bei jeder Aufnahme automatisch die RAW-Entwicklung walten lassen. Das macht in den meisten Fällen die Bildbearbeitung auf dem Handy in der Bilder-App überfällig.
Wie oft habe ich auf dem iPhone oder einem anderen Android Handy meine Bilder nach der Aufnahme noch leicht schärfen, kontrastieren und enrauschen müssen??? Das macht der Bildstil automatisch bei jeder Aufnahme und kann bei Bedarf immer noch kurz angepasst werden. So kenne ich das eben auch von meinen großen Kameras.

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Kommen wir noch zu ein paar restlichen Fragen. Man könnte ja einige Schwachpunkte bei der Kombination von Handy und Kamera vermuten. Immerhin läuft ein iPhone ohne großen Sensor teilweise nicht mal einen halben Tag ohne an die Dose zu müssen. Da könnte man vermuten, dass man beim CM1 ein ganzes Kraftwerk in der Hosentasche braucht. Die Akkulaufzeit ist jetzt kein Technik-Wunder. Gerade beim Einsatz von WLAN, Bluetooth und einigen Apps saugt das Gerät den Akku innerhalb von circa einem Tag leer. Eine häufige Kameranutzung ändert daran nicht sehr viel.

Der einzige mögliche Schwachpunkt bei der Kamera ist, dass das Display deutlich heller und kontrastreicher sein könnte. Das betrifft aber nur die Fotografie im hellen Tageslicht. Dann nämlich wird das Framen und Einstellen sehr schwierig. Man erkennt wenig auf dem Display und das ist nicht gut genug. Ich musste in Island oft die Hände schützen über das Display halten um das Motiv erkennen zu können.

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Fazit: Natürlich darf man nicht den Faktor Preis-Leistung vergessen. Das CM1 ist kein Super-Sonder-Angebot für den Ramsch-Supermarkt um die Ecke. Es handelt sich um eines der Ersten seiner Art. Und vor allem, kein Testmodel sondern ein nutzbarer Handy-Foto-Zwidder. Würde sich dieses Handy millionenfach verkaufen, dann wäre sicherlich der Kaufpreis auch nach unten verschoben. Und genau daher hoffe ich auf viele derlei Handys. Denn erst wenn viele Menschen auf der Welt, Wert auf Qualität legen, auf einen größeren Sensor, auf Rohdaten und auf einen wirklichen Foto-Sensor, erst dann wird ein Handy wie das CM1 nicht mehr kritisch beäugt sondern tatsächlich verwendet.

Ich finde das ist die Zukunft. Natürlich muss und möchte ich auf meine kleine 5D nicht verzichten. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass ich meistens eben trotzdem nur das Handy bei mir habe. Und das, obwohl ich kameraverrückt bin. Ich möchte ein Fotoapparat bei mir haben, der wirklich meine qualitativen Ansprüchen erfüllt und ein Handy muss es auch sein. Und genau das ist das CM1. Ich hoffe, dass die Reise in diese Richtung weiter geht, dass auch Apple mal etwas mehr auf Qualität statt nur auf den Durchschnittsknipser geht. Ich frage mich irgendwie, was die super iPhone-Fotografen wohl mit dem CM1 alles für geniale Dinge anstellen könnten???

In diesem Sinne

Euer Martin

4 Kommentare

Dein Kommentar
  1. Hallo Martin,

    vielen lieben Dank für den tollen Beitrag. Ich habe die Kamera Handy Variante durch einen Zeitschriftenbeileger entdeckt. Mein Interesse war auf jeden Fall geweckt. Endlich mal eine vernünftige Lösung für Fotografen. Der Preis ist sicherlich etwas höher, aber du bekommst auch die entsprechende Qualität. Und ehrlich, ein IPHONE ist auch nicht gerade günstig. Im Moment glaube ich, haben die eine 150€ Cashback Aktion. Aufgrund deines Artikels bin ich echt am überlegen mein IPHONE abzugeben und zu Android zu wechseln ?.

  2. Das Teil kann überzeugen, so wie auch die Kameras von Panasonic. Deine Bilder die man hier sieht halte ich für richtig gut. Dabei muss man natürlich immer im Hinterkopf halten was man da in der Hand hält.in ein paar Jahren sind das sowieso die Kameras für den Alltag und ich bin mir ganz sicher, auch mit noch höherer Qualität wie jetzt.Bin mir auch ganz sicher, wenn mein Smartphone erneuert werden muss, dann nur noch in dieser Art.

  3. Also schon die erste Generation Samsung Galaxy Zoom und jetzt auch die zweite nutzt meine Frau als Handy. Gerade unterwegs die Kinder rennen rum etc. ist der optische Zoom echt gold wert bei vertretbaren Maßen.
    Es ist zu hoffen, dass es also zur Panasonic und Samsung bald noch andere Alternativen gibt.

    Liebe Grüße
    Ingo

  4. Ich habe das/die CM1 jetzt ein halbes Jahr und finde es wirklich toll. Konnte schon viele gute Bilder machen, die sonst einfach nicht gemacht worden wären. Die Qualität der Bilder kommt an die meiner Sony RX 100 ran. Die Bedienung finde ich sehr gut. Nur das Display ist in der Tat bei heller Umgebung (Schnee, Berge) nicht mehr brauchbar. Da wünche ich mir dann einen kleinen Anstecksucher.

    Ein Effekt, den ich erhoffte, hat sich damit allerdings nicht eingestellt: Ich dachte, ich könnte damit unauffällig fotografieren….denkste, die Leute fragen sofort, was denn das für ein Gerät sei. Als normales Handy geht es nicht mehr durch…

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