Heute gibt es mal wieder einen etwas zwielichtigen Beitrag zur Peoplefotografie. Und zwar geht es um das Thema Schärfe. Ich jedenfalls frage mich immer wieder, warum SCHÄRFE scheinbar das Zentrum des Fotografie-Universums ist. Fast bei bei den FULL-HD Fernseher, schärfer gleich besser. Und genau daher habe ich heute mal ein Foto herausgesucht, welches eben nicht scharf ist. Es ist weder scharf aufgenommen, noch wurde es scharf bearbeitet.
Warum? Weil gerade bei der Fotografie von Menschen und Portraits so viel erlaubt ist, dass 90% aller Fotografen diese Spielräume garnicht ausnutzen. Und dazu würde ich mich selbst auch zählen. Man darf so viel und doch versucht man sich in ein enges Korsett aus Regeln und Normen zu zwängen.
Fotos müssen immer die Schärfe im Auge sitzen haben. Fotos müssen immer richtig belichtet sein, nix darf schwarz absaufen oder hell überrennen. Fotos müssen immer im goldenen Schnitt sein, Models dürfen nie angeschnitten sein… BLÖDSINN!
Habt ihr schon wirklich einmal probiert absichtlich Normen zu brechen. Absichtlich unscharfe Fotos zu fotografieren??? Ja, so absurd das klingen mag und genauso bescheuert es sein mag, eine möglichst gute Kamera und ein möglichst scharfes Objektiv zu kaufen nur um damit dann unscharfe Fotos zu machen, genauso sinnvoll kann es auch sein.
Makel sind i-Tüpfelchen der Fotografie. Ein perfektes Bild ist niemals so interessant wie ein perfektes Bild mit perfekten Makeln… Menschen wollen nicht nur Glätte hoch 10 sondern man braucht auch etwas um sich aufzureiben, um den Blick fangen zu können. Und genau das ist auch der Grund, warum sich dieser Beitrag in der Kategorie PHOTOSCHOOL befindet. Mit dem Lernen was man besonders tun muss, was man zu beachten hat und wo die Fehler liegen darf man eben auch nie vergessen, dass es Freiheit in der Fotografie gibt und man sich diese Freiheit einfach nehmen muss.
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Und für alle Tech-Foto-Nerds hier noch ein Blick hinter die Kulissen des Fotoshootings. So wurde das Foto gemacht. Ein 1000W Halogen-Dauerlicht in einem Reflexschirm und diesen dann leicht seitlich vom Model positionieren.
Das ist wirklich eine Erkenntnis die man als Fotograf mal machen muss.
Meine bisher beste Arbeit war eine Bildstrecke aus der Küche eines Steakrestaurants mit viel Dynamik und Bewegung in den Bildern. Schärfe und sonstige technischen Details waren absolut nebensächlich. Inhalt und Moment viel wichtiger.
Ich kanns also nur jedem Empfehlen mal bewusst unscharf und verwaschen zu fotografieren. Da erhält man ganz neue Horizonte.
Ich gebe Dir zu 100% Recht, Martin. Sehr guter Beitrag.
Mit der Unschärfe will ich dem Betrachter eines Bildes vermitteln, welche Bildkomponenten mir wichtigsind undwelche nicht. Das Interessante an Bildern ist das die Unschärfe, nicht das Scharfe.
Tja, was soll ich jetzt dazu sagen? Eigentlich sollte das heutzutage gar kein Thema mehr sein.
Du hast Recht, die Qualität eines Fotos wird oft allein auf die Schärfe reduziert. Stell dieses Foto ohne den Kommentar auf eine Seite und du wirst tausend Empfehlungen bekommen, wie du das Modell hättest scharf abbilden können. Die wenigsten werden es so akzeptieren wie es ist – weil sie wissen oder zumindest davon ausgehen, dass du scharf kannst.
In allen möglichen Kunstformen frägt keiner nach, warum das Motiv nicht scharf oder z. B. andersfarbig dargestellt ist oder, ob die Erzählung war oder erfunden ist. Da kann halt nicht jeder mitreden….
Aber in der Fotografie (“fotografieren” kann ja jeder…) wird daraus ein Riesenthema gemacht. Genauso wie heute sehr häufig die Anwendung von Photoshop pauschal geächtet wird, aber das ist ein anderes Thema.
Schönes Modell, schöne Stimmung – gutes Foto. Ich find’s gut. Früher hat man dazu Weichzeichner verwendet…
Mein Motto: Deine Fotos rauschen aber ! Stimmt……
Durch das hinzugefügte Rauschen wird es niemals knackscharfe Fotos geben, und das ist gut so 😉
Hab am Sonntag ein Shooting bewusst “versaut” 😀 .. wolte ne “aberockte” “dreckige” Stimmung erzielen ,,,und ab bewust , unscharfe,aber sehr schöne Bilder erhalten … natürlich bei Facebook anfragen ..”was war los, warst besofen etc 😉
“Nein, danke der nachfrage, die Bilder sind genauso wie sie sein sollen ”
wer gucken möchte:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.447074362091530.1073741861.356708434461457&type=1
lg mark
Martin nimm mal deine Brille ab.
Glaub nicht das du dann so “unscharf-sehend” durch die Welt laufen möchtest.
Das selbe gilt auch bei den Bildern.
Allerdings finde ich Regeln brechen völlig legal. Aber doch bitte nicht bei der Schärfe.
Liebe Grüße Christian
unscharfe daneben gehauene Bilder vertusche ich immer mit einem Rausch Schwarzweiss Bild.
Also ich finde das Bild nicht unscharf. Ich sehe den Schärfepunkt schon auf dem Auge. Vielleicht wäre hier besser gesagt, das die übliche Brillianz, Klarheit und der gewohnte Detailreichtum fehlt. Das Foto hat eine gute Wirkung und spricht mich an. Nice shot!
Der Martin spricht mir mal wieder aus der Seele !
Als ich mit der Fotografie gestartet habe, nahm ich auch immer an, scharfe Bilder mit dem perfekten Licht wären das A und O der Fotografie.
Aber ich habe in den ganzen Jahren in der Fotografie viel dazu gelernt und wie Martin es schon sagte, gerade ein nicht so scharfes Bilder oder ein nicht so perfekt belichtetes Foto hat viel mehr Charakter weil es eben nicht “perfekt” ist !
Danke Martin !
Bilder müssen/sollen wirken – je nachdem, wie, sind jeweils bestimmte Dinge notwendig. Natürlich muss ein Bild nicht im goldenen Schnitt liegen – nur eben dann, wenn es gefällig wirken soll (nur ein Beispiel – es gibt noch weitere Möglichkeiten, dies zu erreichen).
Dein obiges Bild gefällt mir nicht – das Rauschen finde ich bild/stimmungswirksam, die Unschärfe hingegen nicht. Warum ich das so empfinde, weiß ich nicht – es ist jedenfalls der einzige Grund, warum ich es auf die Augen scharf gemacht hätte – aber ganz sicher nicht, weil das eine unumstößliche Regel wäre.
Ich bin generell der Meinung, dass das mit den Regeln falsch verstanden wird – es wird Ursache und Wirkung verwechselt. Niemand hat sich irgendwann einmal hingesetzt und Regeln ausgestellt, wie ein Bild/Architektur etc. auszusehen hat.
Zuerst wurde erschaffen und später hat man versucht die Regeln hinter den Kunstwerken zu verstehen. Dabei hat man eben solche Dinge entdeckt, wie den goldenen Schnitt.
Diese Regeln geben also nicht vor was man zu tun hat, sondern sind eher eine Anleitung, wie/wodurch man einen bestimmten Eindruck erzeugen kann – müssen muss man das aber nicht.
https://blendenzauber.wordpress.com/2014/02/15/fotografie-macht-blind/
Ich stimme dir absolut zu 🙂 habe vor kurzem auch einen Beitrag zu einem Thema geschrieben das sich auch damit beschäftigt. Habe ihn hier oben mal verlinkt. Oft geht Technik so vor Emotionen. Das finde ich echt schade!!!
Unschärfe bewusst einsetzen völlig legitim, auch rauschen finde ich legitim.
Aber nur für diejenigen denen es gefällt. Es gibt nicht viele Bilder in diesem Stil die mir gefallen, aber die mir gefallen finde ich schon sehr sehr anspruchsvoll.
In der Fotografie ist alles erlaubt es sei denn es handelt sich um Auftragsarbeiten.
Ich gebe noch zu bedenken:
Wenn jemand ausschließlich solche Arbeiten in seinem Portfolio hat wird er damit nix vom Hocker reißen, es sei denn er hat sich damit einen sehr großen Namen gemacht, dann darf er wieder alles 🙂