Heute mal wieder ein relativ aufwendiges Studiolicht-Setup. Und zwar sind vier sehr verschiedene Lichtquellen im Bild verwendet und dazu noch eine Aufhellung über einen Reflektor. Leider sind uns die finalen Bilder abhanden gekommen sodass wir nur noch den letzten Aufbau-Shot zeigen können. Der ist natürlich sehr frontal und zeigt das Licht, ist aber nicht was im Endeffekt an Motiv raus gekommen ist. Aufgenommen wurde die Bilder vor längerer Zeit bei einem Event in Berlin bei dem es um fortgeschrittene Blitzlichtfotografie im Studio ging.
Hier sehen wir erst einmal die finale Einstellung aller Blitze und dazu auch das Diagramm der unterschiedlichen Farben und Ausleuchtungen.
Hier das Setup im Überblick und gleich kommen wir dazu, was genau zu diesem Aufbau geführt hat. Wir haben einmal ein hohes Führungslicht mit einem kleinen Reflektor. Dazu ein Striplight von rechts hinten und ein Spot von links hinten. Auf den Hintergrund ein Reflektor und eine Aufhellung von vorne unten. Fotografiert wurde mit f20 bei ISO100 mit 100mm.
Hier nochmals die Bilder vom Setup. Fangen wir beim Hauptlicht / Führungslicht an. Sieht man deutlich, dass da ein kleiner Reflektor am Blitz klebt.
Die beiden hinteren Lichtquellen sind sehr symmetrisch aufgebaut, aber unsymmetrisch mit Lichtformern bestückt. Striplight gegen Tubus…
Der Tubus strahlt von hinten oben auf das Gesicht des Modells, ohne die Schulter groß mit zu treffen.
Der Blicht mit der Kamera-Achse zeigt deutlich wie genau das Setup aufgebaut war. Eine Art Mercedes-Stern weil die 360° um das Modell herum in drei Stücke aufgeteilt wurden.
Eine handgehaltene Styropor-Platte diente als Aufhellung von unten.
Der Spot im Hintergrund wurde durch einen weiteren Blitz auf einem Bodenstativ erzeugt.
Wir haben übrigens beim Shooting direkt in den Rechner fotografiert um auch jede Änderung direkt sehen und besprechen zu können. Damit lassen sich selbst kleinste Lichtänderungen wahr nehmen und direkt anpassen.
Canon 5D Mark II mit 100mm Makro ist eine Traumkombination gerade auch für Portraits… vergesst den Aufsteckblitz dahinter… der lag da einfach so.
Hier nochmals die Einstellung an der Kamera…
Und jetzt direkt zur Entstehung des LichtSetups… und da steht auch gleich unser Ersatz-Top-Modell. Natürlich lässt man eine junge hübsche Dame nicht stundenlang warten und nutzt diese als Licht-Einstell-Puppe sondern man bedient sich eines Fotografenkollegens… 🙂 Danke dafür!
Jetzt kommen wir zum eigentlichen Inhalt dieses Setups und zwar ist das die Entstehung des finalen Lichts in einzelnen Testaufnahmen dokumentiert. Ich habe diesmal die schlechten Aufnahmen und die Testaufnahmen nicht gelöscht (dafür scheinbar die Ergebnisse :-() und genau anhand dieser Reihe können wir perfekt den Ablauf rekonstruieren.
1. Angefangen haben wir mit einem relativ weichen Führungslicht. Einer BeautyDish in weiß… die Schatten waren kaum sichtbar…
2. Der Wechsel auf einen kleinen Blitzreflektor mit ca. 14cm Durchmesser brachte einen starken Schärfepush und richtig knackige Schatten.
3. Bereits an dieser Stelle haben wir probiert den scharfen Schatten etwas von unten aufzuhellen. Dabei werden auch Augen und Augenhöhlen erhellt. Dazu verringert sich der Schattenverlauf nach unten aus dem Motiv. Die Motivfront wird einheitlicher beleuchtet.
4. Um mehr räumliche Tiefe zu erzeugen haben wir den Hintergrund mit einem Spot angestrahlt. Ein schwarzer Hintergrund mit einem Spotlicht verläuft sehr schnell ins schwarze und der Spot ist deutlich abgegrenzt.
5. Der Spot verliert seine Wirkung wenn der Hintergrund zu flächig angestrahlt wird.
6. Ist das Licht zu stark und kommt zu seitlich auf den Hintergrund, so entstehen hässliche Dellen im Hintergrund. Bzw. werden überhaupt erst sichtbar.
7. Es ist darauf zu achten, dass der Hintergrund sich auch in der Luminanz vom Motiv abhebt.
8. Hier entsteht trotz Spot eine starke Kante im Kontrast.
9. Um das Motiv noch plastischer zu formen nutzen wir ein Streiflicht von der Seite. Ein Streiflicht aus einem länglichen Strip deckt den kompletten Körper über die Arme bis hin zur oberen Kopfpartie ab.
10. Das Licht darf aber nicht weißlich hell an der Seite sein…
11. Es soll nur kleine Effekte erzeugen. Einen Glanz legen und nicht weiß belichten.
12. Um nicht zu symmetrisch zu belichten (das wäre sehr langweilig) setzen wir von der anderen Seite ein komplett anderes Streiflicht. Nix mit großem Striplight sondern ein Spot/Tubus wird verwendet. Der Trifft hart und gerichtet nur einen kleinen Kopfbereich und darf auch etwas stärker sein in der Leistung.
13. Die Asymmetrie erzeugt Spannung und Tiefe.
14. Während das relativ hohe Hauptlicht gerade beim Männerportrait sehr stimmungsvoll wirkt…
15. …erzeugt es bei unserem Modell viel zu starke Schatten. Der Kopf wirkt sichtlich deformiert.
16. Erst die Aufhellung bringt Abhilfe.
17. Zusätzlich muss aber auch noch die Lichtquelle der Kamera angenähert werden um damit den Bereich des Schattens zu verkleinern. Weniger Schatten, dafür weiterhin stark abgegrenzt.
18. Der Glamourshot ergibt sich aber erst, nachdem die Lichtquelle sprichwörtlich an das Objektiv gefahren wurde. Objektiv und Blitz berühren sich beinahe und somit wird das Motiv sehr frontal angestrahlt. Durch Spot und Streiflichter bleibt aber genügend Tiefe im Bild. Dazu setzt die Aufhellung ein und erzeugt ein Schatten, der zwar unter dem Kinn präsent ist, an der Nase aber kaum noch existiert.