in

AVAILABLE LIGHT PFERDE-MODEL-SHOOTING

Vor einigen Wochen waren wir ja auf der schönen Insel Föhr. Eines Abends kamen wir auf die blöde Idee, doch am nächsten Abend mit Pferd und Model zu fotografieren. Blöde an der Sache war, dass wir zufällig gerade kein Pferd mit eingepackt hatten, gut war aber, dass wir so ca. im Reiter-Pferde-Olymp der Insel unser Ferienhaus hatten. Also haben wir einfach die nächste Reiterin auf der Straße angequatscht und gefragt, ob Lust und Zeit für das Fotoshooting wäre.

Und ihr glaubt es vielleicht nicht, aber es ist wirklich erstaunlich, wie man weiter kommt, wenn man fragt. Und vielleicht bekommt man auch mal ein Nein, vielleicht bekommt man auch ein HAHA aber oft gibt es vielleicht doch ein JA. Genau wie in unserem Falle. Also sind wir am nächsten Abend raus gegangen und haben die Kamera mitgenommen und haben am Strand mit einem sicherlich 20 Stunden gestriegelten Pferde fotografiert.

Aber vorher gab es erst einmal eine große Fragerunde. Wie Licht setzen, was mitnehmen und was nicht, was ist gut, was ist schlecht. Und heute möchte ich an dieser Stelle einfach mal unsere Gedanken von damals aufzeigen.

Soweit wir heraus gefunden haben, haben Pferde ziemlich viel Angst. Nicht alle, aber die meisten. Angst vor großen Sachen, Angst vor kleinen Sachen, Angst vor hellen Sachen, Angst vor dunklen Sachen. So viel Angst, dass man sich eigentlich fragt, wie man sich freiwillig auf den Rücken eines so ängstlichen Tieres setzen kann und warum so riesige Tiere überhaupt so Schisser sind. Aber egal, Fakt ist Fakt. Und unser Problem war, dass wir keine wirkliche Erfahrung mit dem jeweiligen Pferd hatten und auch nicht nachfragen konnten ob ein Reflektor oder sonst was in Ordnung sei.

Wir haben daher den Blitz zuhause gelassen, den Reflektor, die Softbox… alles… bis auf unsere Kamera. Vielleicht hätten wir auch blitzen können aber das hätte dann sicherlich mit einem harten Rundreflektor nicht gerade die natürlichsten aller natürlichen Fotos gegeben. Und wir wollten definitiv Mädchen-Fotos. Mädchen-Fotos sind Fotos, die nicht nach Technikschlacht oder irgendwelcher coolen Ausleuchtung aussehen sondern ganz reduziert eine verträumte und schöne Stimmung wiedergeben. So jedenfalls unsere In-Haus-Definition.

Aber schaut euch vielleicht erstmal die Fotos an. Daran kann man erkennen, was wir mit “Mädchenfotos” genau meinen.

H31Q1933H31Q2132H31Q2196

In der Mitte sehen wir das Bild aufgenommen mit dem vorhandenen Licht während die beiden äußeren natürlich mit unserem kostenlosen Flare-Download-Paket veredelt wurden. Unser Glück war, dass wir spät am Abend schräg oder gegen die Untergehende Sonne fotografiert haben. Und das ist genau der Tipp, um an einem späten Zeitpunkt am Tag mit einer relativ bedeckten Sonne noch spannende Fotos zu bekommen.

Auf dem mittleren Foto sieht man es deutlich. Wir haben uns die maximalen Kontrastpositionen herausgesucht. Entweder gegen die letzten Sonnenstrahlen die nicht wirklich Sonnenstrahlen noch waren, oder eben komplett im 90° Winkel zum hellen Himmel. Damit bekommen wir eine helle und eine dunkle Seite auf dem Bild, wir bekommen KONTRASTE. Und genau diese Kontraste machen das Bild plastisch und spannend. Wie gesagt, mittleres Foto und dann einfach mal auf den Rücken des Pferdes schauen oder auf die Vorderläufe. Da sieht man die Plastizität.

0L1C4078

Und ja, diese Fotos sind ohne irgendwelche Blitze entstanden, selbst ohne Reflektor. Der war nicht notwendig und hätte in dieser Situation sicherlich sogar eher eingeschränkt als geholfen. Der Pferde wollte natürlich nicht 20 Minuten auf einem Fleck stehen sondern wurde auch vom Model herum geführt und da hätte der Reflektor immer nervig hinterher getragen werden müssen. Außerdem war gar nicht mehr genug Sonne vorhanden für einen sinnvollen Reflektoreinsatz über größere Distanz. Und zu nah mit einem großen Reflektor ans Pferd heran gehen… lieber nicht.

Was lernen wir heute daraus? Selbst bei einem diesigen Licht gibt es oft immernoch eine Lichtrichtung. Schaut auf das Bild unten und sucht mal nach Schattenwürfen der Personen auf dem Boden. Da sind keine, weil das Licht so diesig war. Und trotzdem haben wir uns schräg zur Sonne aufgestellt denn die leichten und feinen Kontraste können wir ja nachträglich perfekt herausarbeiten. Mit etwas verstärktem Kontrast und einer gut eingestellten Kurve kann man dann die kleinen Feinheiten perfekt heraus holen. Wenn man zuvor die richtige Position gesucht hat. Schräg zur Sonne oder seitlich zur Sonne. Merken!

0L1C4231

Fotos sind übrigens gemacht mit 50mm bei f1.4 an einer Vollformatkamera. ISO war auf 400 und Belichtungszeit so um die 1/250 rum. Und wie ihr auf dem Foto seht, haben wir uns ziemlich zurück gehalten und haben die Fotos von Henne machen lassen. Top Job liebster Henne, großartig gemacht! Geilo!

So viel heute von hier, viel Spaß euch bei euren Fotos.

Lieben Gruß

Martin

Und was ich gerade gefunden habe ist auch mega lustig… fragt man sich doch direkt, was der Herr sich dabei wohl gedacht hat 🙂 Hehe… lustige MakingOf Aufnahmen zu finden macht immer Spaß!

0L1C4107

15 Kommentare

Dein Kommentar
  1. Hallo Martin,

    auch wenn ich kein Pferdenarr bin, die Bilder finde ich richtig gut! Richtig schöne Lifestyle Aufnahmen und der Look, mit und ohne eure Flares, ist Bombe! Kann euer Bildbearbeiter nicht mal einen Workshop dazu machen oder hast du das sogar verbrochen? 😉

    Beste Grüße
    Thomas

  2. … also, das mit dem FRAGEN ist schon wahr… .:) was ich schon so alles bekommen habe… echt genial… 🙂 Wenn man höflich fragt, wie hilfsbereit die Menschen sein können… toll. Meine Erfahrung mit den Vierbeinern hat gezeigt, dass ich durchaus gut mit einem Blitz (Ranger Quadra) arbeiten konnte. Ich mache es meistens so, dass ich die Tiere langsam an die Technik heranführe, Möglichkeiten gebe sich wieder zurückzuziehen und dann wieder herankommen lasse. Dabei beobachte ich genau das Verhalten, dementsprechend gestalte ich die Fotos… 🙂 Diese Herangehensweise funktionierte bei Pferden, einem Zebra und Kamel ziemlich gut.

    LG, Thomas

  3. Kurz nach Stuttgart habe ich mich an Charakterportraits von Pferden gewagt. Kopf belichtet, Hintergrund dunkel. Wir wussten alle nicht (weder ich noch die Besitzer), wie die Pferde reagieren werden, also wurde alles in einer Ecke der Reithalle aufgebaut, so dass Fluchtmöglichkeit nach hinten bestand.
    Zum Einsatz kamen Yongnuos mit Piepston, Softbox mit Wabe und SMVD 60er an Stange.
    Die Reaktion auch wirklich schreckhafter Pferde war vollkommen überraschend – keine Spur von Fluchttendenz, eher Neugierde, wie die Wabe wohl so schmeckt und was der komische Kerl mit dem Gerät vor dem Gesicht wohl so vorhat. Und das, obwohl die Softboxen stellenweise ca. 30 cm vom Kopf entfernt waren. War eine gute Erfahrung, die bald wiederholt werden muss 🙂
    Grüße Stephan

  4. Sehr sehr schön! Das mit den Pferden stimmt im Grunde schon, aber sie sind alle recht unterschiedlich. Wir machen sehr viele Pferde Portraits mit SoBos, und es ist immer wieder spannend wie unterschiedlich reagiert wird. Aber bisher haben wir jedes Pferd ablichten können. 🙂

    • Hallo Andreas,

      bitte verstehe meinen Kommentar nicht falsch. Ich will nicht meckern sonder nur meine Erfahrung weitergeben. Ich hab genau die gleichen Fehler gemacht.

      Man kann Pferde, sofern sie es zulassen, schon mal blitzen oder mit Reflektor aufhellen. Hab ich auch schon gemacht aber es ist wirklich mit Vorsicht zu geniessen. Ich befasse mich schon seit längerem mit Pferde Fotografie und hab schon einige wilde und schlecht gelaunte Pferde erleben dürfen. Ich mache 95% aller Fotos ohne Hilfsmittel. Ich habe immer Assistenten (meine Frau oder Tochter) dabei welche mir helfen das Pferd ggf. abzulenken damit es die Ohren spitzt.
      In Deinen Bilder fallen mir sofort die “Anfänger” Fehler auf in die ich auch reingelaufen bin.

      a. das Pferd muss die Ohren spitzen (nach Vorne) (Bild 1-3) – nur dann ist es Aufmerksam und die Bildwirkung ist komplett anders
      b. wenn ein Pferd die Ohren nach hinten anlegt ist Vorsicht geboten (Bild 2) – es passt ihm etwas nicht oder es droht! Vorsicht, bei solchen Situationen würde ich dem Pferd einfach mal eine Minute Auszeit geben und beobachten ob es sich beruhigt.
      c. falsche Brennweite (Bild 1-4) – die Proportionen stimmen nicht und der Kopf gleicht einem Esel – Brennweite grösser 200mm benutzen !

      Viel Spaß weiterhin beim Shooting.
      Gruß,
      Richard

  5. Danke für den Tipp, will mal schauen, ob ich das auch so klasse hinbekomme!

    Könnt ihr vielleicht mit einer Skizze (oder anders) noch klaren machen, welche Lichtrichtungen ihr verwendet habt?

    Grüße
    Björn

  6. Die Serie hat was sehr harmonisches und verträumtes an sich. Das Licht der Untergehenden Sonne ist wie geschaffen für solche Aufnahmen.
    Ich finde Es richtig klasse! Super Arbeit!
    Lg Julia Sikira

  7. Warum sollte statt mit 85mm (wie bei Portraits üblich) mit 200mm fotografiert werden? Wenn 85mm dem menschlichen Blickwinkel entspricht, dann sieht das Pferd so aus, wie man es wahrnimmt und nicht wie ein Esel.

Schreibe einen Kommentar zu Hans-Peter Witten Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

VON DER HOHEN KUNST EINFACH ZU DENKEN

fotopodcast audio podcast paddy maddin krolop enjoyyourcamera dslr live01

PADDY & MADDIN STAFFEL 02 – DAS FINALE